Symposium am 9.2.2019

Motive von Angst und Wut – Emotionen im und um den Comic

Ort: Institut für Europäische Ethnologie, HU Berlin, Mohrenstr. 40/41, Raum 211
Zeit: 9:30-17:30 Uhr, 9.2.2019
Anmeldung: per Mail bis zum 2.2.2019 an comfor.berlin2014@gmail.com, Teilnahmegebühr von 5 EUR für Studierende und Arbeitslose, 10 EUR für alle anderen (vor Ort zu entrichten oder per Stichwort „Angst und Wut“ an Matthias Harbeck, IBAN: DE44200505501249490481, Haspa)

Wenn Verschwörungstheorien, Fremdenhass und das Schüren von Abstiegsängsten salonfähig geworden sind, wenn Protestwähler*innen und „Wutbürger*innen“ Wahlen und Politik maßgeblich beeinflussen, wenn Paketbomben an Politiker*innen verschickt werden, wenn Staaten ihre Grenzen „zumauern“, der Ruf nach „Recht und Ordnung“ wieder lauter wird und „befreundete“ Staaten um die Wette rüsten, wird deutlich, in welchem Maß Wut und Angst Motoren sozialer und politischer Veränderung sind.

Auch Unsicherheiten, Ängste und Abneigungen im privaten Bereich – in Zeiten der Individualisierung und „Achtsamkeit“ zunehmend ausgedrückt, inszeniert und analysiert – begründen das eigene Handeln, führen aber auch zu biografischen Brüchen und setzen Grenzen. Parallel dazu ist auch die „Handlung“ (im doppelten Sinne) in Geschichten oft ausgelöst (oder kulminiert zumindest) durch Gefühle der Wut oder Angst. Rachegelüste, Fluchtreflexe, Hass, die Suche nach dem Kick, Angst vor dem Tod und der Kampf mit den eigenen Dämonen sind Motive, die Figuren verändern und antreiben.

In der Wissenschaft ist spätestens seit dem 2007 ausgerufenen Emotional oder Affective Turn[1] das Augenmerk verstärkt auf die Bedeutung von Emotionen in der Gesellschaft gelenkt worden. Mit dem SFB 1711 „Affective Societies“ an der FU Berlin gibt es entsprechend ein großangelegtes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zu dem Thema.

Auch die Comicforschung hat sich natürlich immer wieder mit Emotionen auseinandergesetzt. Allerdings fällt bei Sichtung der Bonner-Onlinebibliographie auf, dass zumindest monografisch – außer zum Horrorgenre – kaum Analysen zu dem Themenkreis „Angst und Wut“ vorliegen. Gerade diese negativen Gefühle sind erstaunlich selten Thema der Forschung, obwohl Comics per se durch ihre unvermeidlichen Reduktionen, Stereotypisierungen und Parodien emotional aufgeladen sind.

Das Berliner Comic-Kolloquium nimmt die aktuellen Debatten um Wut und Angst in der Gesellschaft zum Anlass, sich am 9. Februar 2019 mit den comicspezifischen Darstellungsformen dieser Emotionen, den Motiven von Wut und Angst im Comic, aber auch mit den von Comics ausgelösten Emotionen, der Manipulation der Leser*innen durch den Comic und durchaus auch mit der (vor nicht allzu langer Zeit noch sehr verbreiteten) Angst vor und Wut auf den Comic zu befassen.

Programm

In sieben Vorträgen nähern wir uns gemeinsam verschiedenen Formen von Angst und Wut im und um den Comic:

Uhrzeit Vortragende/Programmpunkt Titel
09:30
Vorstellung/gemeinsames Frühstück (gestellt durch das Organisationsteam)
10:15 Tillmann Courth (Köln)
„Hatte Wertham recht? – Wie Comics Angst erzeugen“
11:00 Antje Knopf (Leipzig)
Anthropomorphisierungen der Angst im zeitgenössischen Comic
11:45 Pause
12:00 Anke Marie Bock (Augsburg)
Visualisierung innerster Gefühle: Angst in Guy Delisles Hostage
12:45 Mittag
14:00 Juliane Blank (Saarbrücken)
›Weibliche Wut‹ im politischen Kontext aktueller Gender-Diskurse. Am Beispiel der Netflix-Serie Marvel’s Jessica Jones
14:45 Annemarie Klimke (Berlin)
Wonder Woman – Eine Geschichte der Wut
15:30 Pause
15:45 Helene Bongers (Berlin)
„You’re confused, you’re frightened. Who wouldn’t be? You’re in a hell of a situation!“
Raumdarstellungen als Orte der Angst und Wut in der Graphic Novel Batman: The Killing Joke und im Film Noir The Lady from Shanghai
16:30 Matthias Harbeck (Berlin)
Fear Itself – amerikanische Ängste im Wandel
17:15
Gang durch die Ausstellung von Tarek Nijmeh (Damaskus)
Sensing Bureaucrac(it)y – Erfahrungen von Wut und Angst in Berlin aus der Sicht eines Comic-Künstlers aus Syrien
17:45 Ende

Das Organisationsteam bestehend aus Angela Guttner, Matthias Harbeck, Linda Heyden, Marie Schröer und Jeff Thoss freut sich auf die Vorträge und Diskussionen!