Call for Papers: Motive von Angst und Wut – Emotionen im und um den Comic

Wenn Verschwörungstheorien, Fremdenhass und das Schüren von Abstiegsängsten salonfähig geworden sind, wenn Protestwähler*innen und „Wutbürger*innen“ Wahlen und Politik maßgeblich beeinflussen, wenn Paketbomben an Politiker*innen verschickt werden, wenn Staaten ihre Grenzen „zumauern“, der Ruf nach „Recht und Ordnung“ wieder lauter wird und „befreundete“ Staaten um die Wette rüsten, wird deutlich, in welchem Maß Wut und Angst Motoren sozialer und politischer Veränderung sind.

Auch Unsicherheiten, Ängste und Abneigungen im privaten Bereich – in Zeiten der Individualisierung und „Achtsamkeit“ zunehmend ausgedrückt, inszeniert und analysiert – begründen das eigene Handeln, führen aber auch zu biografischen Brüchen und setzen Grenzen. Parallel dazu ist auch die „Handlung“ (im doppelten Sinne) in Geschichten oft ausgelöst (oder kulminiert zumindest) durch Gefühle der Wut oder Angst. Rachegelüste, Fluchtreflexe, Hass, die Suche nach dem Kick, Angst vor dem Tod und der Kampf mit den eigenen Dämonen sind Motive, die Figuren verändern und antreiben.

In der Wissenschaft ist spätestens seit dem 2007 ausgerufenen Emotional oder Affective Turn[1] das Augenmerk verstärkt auf die Bedeutung von Emotionen in der Gesellschaft gelenkt worden. Mit dem SFB 1711 „Affective Societies“ an der FU Berlin gibt es entsprechend ein großangelegtes, interdisziplinäres Forschungsprojekt zu dem Thema.

Auch die Comicforschung hat sich natürlich immer wieder mit Emotionen auseinandergesetzt. Allerdings fällt bei Sichtung der Bonner-Onlinebibliographie auf, dass zumindest monografisch – außer zum Horrorgenre – kaum Analysen zu dem Themenkreis „Angst und Wut“ vorliegen. Gerade diese negativen Gefühle sind erstaunlich selten Thema der Forschung, obwohl Comics per se durch ihre unvermeidlichen Reduktionen, Stereotypisierungen und Parodien emotional aufgeladen sind.

Das Berliner Comic-Kolloquium nimmt die aktuellen Debatten um Wut und Angst in der Gesellschaft zum Anlass, sich am 9. Februar 2019 mit den comicspezifischen Darstellungsformen dieser Emotionen, den Motiven von Wut und Angst im Comic, aber auch mit den von Comics ausgelösten Emotionen, der Manipulation der Leser*innen durch den Comic und durchaus auch mit der (vor nicht allzu langer Zeit noch sehr verbreiteten) Angst vor und Wut auf den Comic zu befassen.

 

Mögliche Themen:

  • Darstellungsformen von Angst und Wut im Comic
  • Comic-Gegnerschaft von den Anfängen bis heute
  • Erzeugung von Angst oder Wut durch Comics
  • Genres, die spezialisiert sind auf Angst oder Wut
  • gegenwärtige Krisen-Diskurse im Comic
  • Comics als Kommunikationsmitteln von Wütenden oder Ängstlichen

 

Einreichung von Abstracts:

Wir freuen uns entsprechend über Einreichungen, die sich dezidiert mit Angst und Wut im oder vorm/auf den Comic beschäftigen und bitten um Einsendung eines Abstracts von 300 Worten bis 12.12.2018 an comfor.berlin2014@gmail.com

Da das Comic-Kolloquium das Symposium als Verlängerung des regulären Kolloquiumsbetriebs sieht, nehmen wir daher explizit auch unfertige, in Arbeit befindliche Projekte an. Sollten BA- und MA-Absolvent*innen bzw. Promovierende Abschlussprojekte diskutieren wollen, die sich nicht dem Symposiumsthema gut zuordnen lassen, bitte trotzdem mit entsprechendem Hinweis bei Interesse einer Präsentation bewerben, wir stellen dann ggf. einen Slot mit Abschlussarbeitsdiskussionen zusammen.

Reisekosten können für Vortragende leider nicht übernommen werden, eine private Unterkunft lässt sich aber bei Bedarf bestimmt organisieren.

Fragen gerne an matthias.harbeck@ub.hu-berlin.de

 

[1] Vgl. Patricia Ticineto Clough: The Affective Turn : Theorizing the Social. Durham ; London, 2007; Thomas Anz: Emotional Turn? Beobachtungen zur Gefühlsforschung. Auf: https://literaturkritik.de/id/10267 (publ. 18.01.2007, abgerufen am 26.10.2018); Matthias Beitl , Ingo Schneider, Emotional Turn?! Europäisch Ethnologische Zugänge zu Gefühlen & Gefühlswelten. Beiträge Der 27. Österreichischen Volkskundetagung in Dornbirn vom 29. Mai – 1. Juni 2013. Wien, 2016.

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